Hier passe ich nicht rein!
Schon immer ging ich durch die Welt und dachte: „Hier passe ich nicht rein!“
Alle waren anders als ich! – Ich hatte einen anderen Blick für die Menschen und Dinge um mich herum. Ich nahm die Gefühle oder für mich gefährliche Situation schneller wahr als andere.
Im Unterricht träumte ich oft vor mir her und nahm meine Umwelt kaum wahr und viele meinten immer „Du starrst immer so!“.
Als Kind habe ich mich dafür geschämt anders zu sein und fing schnell an mich zu verteidigen. Natürlich nur verbal und das waren leider nicht die einzigen Eigenarten die ich hatte: Nein, ich schlug mit dem Kopf auf ein Kissen um mich zu beruhigen um so endlich in den Schlaf zufinden, welcher meist aus Albträumen bestand.
Meine Geschichte
Dann fand ein Bruch in der Familie statt, der mich mal wieder belehren sollte: Männer gehen alle nur fremd! – Dies wurde mir nicht nur oft gesagt, nein ich habe es mitbekommen und erlebt wie eine Familie daran zerbricht und gleich zwei Geschwister getrennt wurden. Für mich bedeute es mehr Einsamkeit, mehr Rückzug, mehr bei Mama sein, denn die wollte ich nicht auch noch verlieren!
In dieser Zeit entwickelte ich den Clown, eine Maske, damit keiner merkt, wie es mir
wirklich geht.
Es haben ja alle schon genug Probleme. Mich mit streitenden und weinenden Eltern auseinandersetzen, mich um meinen Bruder kümmern, wenn er da war und es wieder mal Stress gab. Dieses Gesicht immer wieder sehen zu müssen und meinen Bruder in seine Hände geben müssen, war immer ein Stich in’s Herz.

Ohne Identität des Vaters groß geworden zu sein, war ein nächster großer Stein in meinem Leben. Die Wunschvorstellung die man als Kind immer hatte, oder wie man sich das spätere Aufeinandertreffen ausmalt, verläuft meist anders als gedacht.
Und die endlose Leere und die vielen Fragen und ungestillten Gefühle bleiben alleine zurück.
So war es leider auch, da es nie zu einer richtigen Aussprache kam und auf einen letzten Versuch von mir nicht eingegangen wurde. Ich werde dieses Thema noch verarbeiten müssen, aber dennoch bin ich ein guter Mensch. Und wir müssen nicht nach einer falschen Anerkennung suchen. Denn ich weiß ja wer ich bin und wer ich sein möchte!
Auswirkungen
Borderline ist für mich, mich immer jeden Tag neu aufzustellen.
Immer neue Enttäuschungen hinnehmen zu müssen weil keiner das fühlt, was ich fühle. Mich jeden Morgen zu motivieren meinem Alltag und meinen Verpflichtungen nachzukommen. Mich nach einem Arbeitstag so erschöpft fühlen, dass ich gleich einschlafe jedoch mit dem Hund noch raus muss. Aufgaben abgeben zu können, ohne ständig Perfektion zu erwarten.
Ich bin nicht nur traurig. Nein, ich stelle mein ganzes Sein, mein ganzes Ich in frage und hasse mich am Ende mehr als mein Gegenüber je hassen kann. Ich bin nicht nur oft unsicher. Nein, meine Mitmenschen lassen mich mit ihren Handlungen und Gesten immer wieder an mir zweifeln und zwar so, dass meine Wangen rot werden und mein Puls 140-160 erreicht hat.
Ich liebe nicht nur. Nein, ich verbiege mich dafür, ich gebe dir mein ganzes Herz und will dich nur für mich auch wenn ein uns toxisch sein kann.
Und am Ende mit dem Chaos von Liebe, Angst, Verlust und Todeswunsch dazustehen. Dennoch kann ich meine Lieben auch entwerten und so eine Wut entwickeln, dass ich fast alles zerstöre…
Nach dem Tief kommt das Hoch
Aber dann der krasse Gegensatz: Läuft alles gut und ich habe einen guten Tag. Dann ist der nicht nur gut, sondern dann könnte ich vor Freude und Glück explodieren mein Körper kann nicht stillstehen. Tanzen, Bewegen ist dann das einzige, wie ich runter komme.
Auch gebe ich unkontrolliert das Geld dann aus und habe mich so schon oft in die Schulden begeben. – Ja ich liebe an dem Tag nicht nur mich, sondern auch alle um mich herum! Und habe so eine Energie, dass mir schwindelig wird.
Beides zusammen, und das immer wieder jeden Tag auf’s Neue, macht müde und kaputt. Doch jeden Tag kämpfe ich für mich, um mich so zu verändern, dass ich glücklich bin!
Meine Zukunft
Ohne Druck und Erwartungen von anderen, bin ich mit 29 Jahren auf der Reise in ein selbstbestimmtes Leben. Ich werde gute und schlechte Tage haben, doch das ist Borderline für mich: Eine Mischung aus zu viel Empathie, Angst, Wut und mich jeden Tag neu beweisen zu müssen.
Ich habe in dieser Gruppe so viele liebe Menschen gefunden, die es mir einfacher machen mich in dem alltäglichen Dschungel zurecht zu finden. Und dafür bin ich sehr dankbar!
3 Antworten zu “Borderline – Ein täglicher Kampf”
Hallo Gina – Maus.
Dein Werk ist sehr ergreifend, es ist gut geschrieben!
Toll finde ich, das Du den Mut dafür gefunden hast. Hut ab.
Viel Kraft, Gesundheit, Erfolg und Geduld diesen Kampf weiterhin zu gewinnen wünsche ich Dir von ganzem Herzen.
Und ja, die Gruppe ist einer der Bausteine zum sicheren Fundament.
👍ICH GLAUBE AN DICH ❣️
KnuBu Marion
Meine liebe Gina, Dein Geschriebenes ist soo wertvoll… mit jedem Satz spüre ich DICH….
Du stellst Dich wirklich Deinen Schatten!..auch Deinen inneren Dämonen..
und Du kannst so stolz sein.
Ich bin es sehr, da ich Dich ja auch so nah erleben durfte. Für mich bist Du mit Deinen ganzen Seiten so authentisch. Ich bin so froh, dass sie Dich zu mir gesteckt hatten *drück Dich*….
Du bist so wertvoll für die Gruppe.. aber ich bin ehrlich, ich habe es nicht anders erlebt.. Wir 2 Frauen alleine mit den ganzen männlichen Menschen damals in der KernGruppe. DU warst schon damals eine Bereicherung für mich und allen um mich rum!
Mit ganz viel Liebe
Deine Zimmerkollegin
Liebe Gina,
Du bist eine besondere Frau und ich glaube du schaffst alles in deinem Leben, was du dir vornimmst. Und ich bin auch echt froh, dass ich dich kennengelernt habe. Und der Alltag ist sicher manchmal schwer, aber es ist gut das du dann immer an die positiven Sachen denkst.
Liebe Grüße
Dein Siggi