Leserbrief an den Usinger Anzeiger vom 24.12.2017

Stilisiertes Auge mit einer Träne (SW-Strichzeichnung)

Gedanken ….

Ich bin traurig, schon eine lange Zeit, immer und immer wieder. Auch in den Gesichtern der anderen Menschen kann ich diese Traurigkeit und Leere erkennen, wie sie mit fahlem Gesichtsausdruck morgens an die Arbeit fahren und abends wieder heim. Ich habe sie lange beobachtet und selten ein Lächeln in Ihren Gesichtern entdecken können.

Was ist denn nur für eine Traurigkeit in diese Welt gekommen, sie fahren mit den tollsten Autos auf überfüllten Straßen, arbeiten, um noch mehr zu kaufen, weiter zu reisen und mehr zu essen, und werden doch nicht glücklich und satt! Wieso machen sie das, wieso muss alles schneller, höher, weiter werden? Wieso muss es ständig etwas Neues geben, neueres Smartphone, neueres Notebook, neueres Auto, neue Klamotten, obwohl sie alles bereits besitzen? Sie wohnen in größeren Häusern mit weniger Menschen, sie haben mehr Freiheiten und versklaven sich doch freiwillig.

Jetzt steht die Zeit der Besinnung an, es ist bald Weihnachten, aber ich habe das Gefühl, es geht wieder nur ums Kaufen, Bekommen, Anhäufen. Wo bleibt das tiefe Gefühl, das Mitgefühl, was wir jeden Tag spüren und leben sollten? Die Nähe zu meinem Nächsten, ein Lächeln einfach nur so, oder das Miteinander-traurig-sein-können? Wo sind die Gefühle geblieben, die wahren, die wahrhaftigen Gefühle?

Kann ich zu Dir sagen, es geht mir heute nicht gut, ich werde diese Leistung heute wohl nicht bringen können, bin ich trotzdem okay? Darf ich so sein, wie ich fühle, oder muss ich eine Maske tragen, Stärke zeigen, auch wenn ich nicht stark bin? Aus Angst verletzt zu werden und in dieser Leistungsgesellschaft unterzugehen. Unser Wohlstand wächst und unsere Seele verkümmert!

Ich bin traurig und traue es mich nicht in der Welt zu zeigen!

Sonja Raabe

Wir entfernen uns von der Quelle des Göttlichen, quälen Tiere in Massentierhaltungen unter unwürdigsten Bedingungen, verschmutzen die Natur, um uns weiter im Wohlstand zu aalen. Wir werfen Lebensmittel in den Müll und benehmen uns, als hätte all das keine Folgen. Hat nicht jeder Gedanke, jede Handlung Folgen? Haben wir aus der Vergangenheit denn wirklich nichts gelernt? Wieso wird Menschlichkeit und Mitgefühl nicht an den Schulen gelehrt? Wieso überdenken wir nicht endlich unsere Werte und handeln aus dem Herzen?

Sollten wir nicht endlich eine neue Richtung einschlagen, mehr teilen, mehr aufeinander achten, weniger konsumieren, bescheidener, demütiger werden? Ist es nicht so, dass nicht der Mensch glücklich ist, der viel hat, sondern jener Mensch, der wenig braucht? Sollten wir nicht das unsere Kinder lehren und ihnen ein Vorbild sein?

Usinger Anzeiger, Sonja Raabe
Hunoldstal 24.12.2017


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